Paludarium

Großes Paludarium

Es ist etwa 15:00 Uhr Sonntags und auf einmal durchdringt mich mal wieder das Bastelfieber. Da Sonntags leider noch kein Baumarkt geöffnet hat, mach ich mir erst mal eine Skizze und versuche mein 180l Eckaquarium mit einem Terrarium zu vereinen. Um mehr Bodenfläche zu bekommen rücke ich das Wasserbecken 30cm von der Wand weg. Das Untergestell hat eine höhe von 60cm. Wie auf dem Bild zu sehen muss ja später noch die Co² Flasche drunter stehen können.

Das Wasserbecken hat eine höhe von 50cm. Für die Höhe des Landbeckens habe ich einen glatten Meter gewählt. Um einfacher Schrauben in die Rückwand zu bekommen und als Terrarienrückwand nehme ich einfach zwei 90cm x 150cm x 1cm dicke Spanplatten und befestige sie an der Wand. Da das Paludarium später ein Gesamtgewicht von ca. 150-200kg haben kann, habe ich den Unterbau auch schön stabil gemacht,so kracht mir nicht alles unter der Last zusammen. Unter das Wasserbecken lege ich noch eine 1cm dicke Schaumstoffmatte. Sie verhindert, dass das Glas auf dem harten Untergrund einreist und dämmt auch etwas vor Vibrationen. Für die Elektroverdrahtung und die Verschlauchung habe ich mit einem Kreisschneider 63mm (wird auch für Unterputzdosen genommen) die nötigen Löcher gebohrt.

Für einen guten Pflanzenwachstum und die Versorgung mit Frischwasser von unten durch dem Boden, kann man sich im Aquarienhandel Bodenfilterplatten besorgen, die aber erstens teurer sind und zweitens nicht so gut in ein Eckbecken passen. So habe ich mir nach einer kleinen Denkerpause gedacht, ich nehme einfach eine Plexiglasplatte und bohre da 1000 Löcher rein. Gesagt getan.
Die Platte hat die gleichen Maße wie das Aquarium jedoch an jeder Seite wurde 1,5cm Überstand gelassen und mit einem Heißluftfön die Kante nach unten geknickt. Jetzt noch ein paar Querstreben mit der Heißklebepistole befestigen und ich habe einen genau passenden doppelten Aquarienboden. Das Wasser aus dem Thermofilter wird nun durch die eingeklebte Schlauchtülle (oben/rechs) in den Unterboden gedrückt und verteilt sich im ganzen Unterboden. Durch die vielen vielen Löcher gelingt es dann durch den Kiesboden in die Pflanzenwurzeln und letztendlich in das ganze Aquarium. So hat man nicht nur einen Filter außerhalb des Beckens, sondern man benutzt den kompletten Boden als Filter.

Ob es nun der ganze Boden ist, stellt sich von alleine ein, da Wasser nun ja mal den Weg des geringsten Widerstandes nimmt. Um den Boden auch mal für eine Grundreinigung aus dem Becken zu bekommen, habe ich es einfach mit der Stichsäge in der Mitte geteilt.

Nachdem ich das Aquarium an seinen späteren Platz gesetzt und Maß für die Aluminiumbodenplatten genommen habe, kann ich mich voll auf die Gestaltung des oberen Teils widmen. Die Aluplatten ragen in den Wasserteil rein, um eine gute Abtropfkante zu gewährleisten.

Die Rückwand wird mit Styroporplatten, Bauschaum und Hasendraht gestaltet. Ganz in der Ecke habe ich ein Leerrohr gesetzt, so kann ich in aller Ruhe die Elektroleitungen und Wasserschläuche verlegen. In der Mitte der Ecke guckt auch schon die Quelle für den Wasserfall heraus.

Die Struktur bearbeite ich mit einem Heisluftfön und einem Messer. Das Styropor wird einfach weg geschmolzen und mit dem Messer wild herum geritzt. Das Fenster sollte in jeden Fall bei der Bearbeitung mit dem Fön geöffnet sein…das Zeug stinkt höllisch und man bekommt einen dicken Schädel, wenn man es zu lange schnuppert.

Die grobe Struktur steht und nun kommt der matschige Teil, aber auch einer der interessantesten Teile in der Bauphase, nämlich die Entstehung der Rückwand. Mit „flexiblen“ Fliesenkleber wird alles was noch weiß ist eingekleistert. Besonders lustig ist es an den Stellen wo die Spitzen des Hasendrahtes herausgucken. Das kostet so manchen kleinen Blutstropfen.

Tip: Bei der Gestaltung der Rückwand darauf achten, dass man in jede Ecke und in jeden Winkel reingucken kann und vor allem mit der Hand hin kommt. Eine Stelle die nicht mit Fliesenkleber und später bei der Versiegelung nicht getroffen wird, bringen viel Ärger und eventuell sogar Wasserschäden.

So langsam trocknet der Fliesenkleber und es sieht fast aus als hätte ich alles getroffen. Falsch gedacht. Ich hatte bestimmt drei tote Winkel in denen ich nicht mit der Hand hin kam, also Bauschaum rein, einen Tag warten und dann erst Fliesenkleber drauf.

In der Decke habe ich über die kompletten Seiten Metallgaze eingelassen und eine Ausschnitt für den HQI vorgenommen. Bevor die Decke befestigt wird, streiche ich mit Epoxidharz alle Flächen und Kanten ein. So ist ein Langzeitschutz vor Feuchtigkeit kein Problem mehr.

Die große Frage war, wie befestige ich denn die Glasscheiben an der Front? Auf dem vorderen Teil des Aquarium habe ich ein gekantetes Alublech geschraubt und mit Aquariensilikon verklebt. Nun habe ich eine Auflagefläche für die Glasrahmen. Ach ja, da ich ja nicht möchte, dass mir immer die Scheiben beschlagen und eine Frischluftzufuhr gewährleistet ist, muss ich ja noch einen Rahmen auf das Alublech montieren. Okay, das kann ich auch noch später machen. Jetzt vollende ich erst mal die Rückwand.

Mal wieder kann ich mich nicht für eine Farbe entscheiden und pinsel Tagelang an der Rückwand rum. Diese ganze Pinsellei hätte ich mir eigentlich sparen können, da nach der Epoxidschicht eh Bodensubstrat gestreut wird. Dauert ja auch nicht lange so eine Rückwand zu bemalen, nur 3-4 Stunden. Die Farben sind reine Abdeckfarben aus dem Baumarkt. Kostet ca. 3-5 € pro Liter.
Zwischen den Fugen und Ritzen habe ich ein grau gezeichnet, sie sollen die Konturen etwas hervorheben. Na ja, später sieht man eh nichts mehr davon.

Die ganze Rückwand ist nun mit Epoxidharz bestrichen. Insgesamt sind es drei Schichten. Zwischen jeder Schicht wurde eine Nacht Pause gemacht. Bei der letzten Schicht habe ich ein Gemisch aus Kokosfasern, Xaximstreu und Torf genommen und einfach bevor es ausgehärtet war an die Rückwand gestreut. Anstellen von Torf würde ich heute lieber Weisstorf nehmen, da er einen niedrigeren PH-Wert hat und Moose besser darauf anwachsen.

Mit Silicon der auch für die Versiegelung von Spühlbecken in der Küche verwendet wird, habe ich Xaximstückchen an die Rückwand geklebt. Eigentlich wollte ich die Xaximplatten komplett an der Rückwand befestigen, ging aber nicht, da meine Rückwand zu struktuiert war und ich die Platten zerstückeln musste. Ganz schöne arbeit, Stück für Stück jedes Puzzelteil befestigen.

Ich wollte gerne, dass über den Tag verteilt es in meinem Paludarium tropft. Das könnte man mit einer kleinen Pumpe realisieren, die den ganzen Tag Wasser nach oben pumpt und durch zerstochene Schläuche das Wasser runder tröpfelt. Da ich aber sowieso schon so leckere Strompreise habe, hatte ich folgende Idee: Eine Pumpe die einen Druck von ca. 0,3bar aufbringt um eine Höhe von drei Metern zu schaffen, sollte hier für schon verwendet werden.

Diese Pumpe läuft über eine Zeitschaltuhr genau eine Minute lang und pumpt etwa fünf Liter in einen selbstgebauten Plexyglasbehälter.
Dieser Behälter kann auch z.B. aus Glas sein oder eine Tupperdose. Die Pumpe schaltet ab und nun nutz ich die Lageenergie der Wassers aus. Das Wasser läuft durch einen Bodenabfluss im Behälter durch einen Schlauch in das Paludarium und verteilt sich über ein T-Stück in zwei weitere Schläuche die an bestimmten Punkten durchlöchert sind. Schon tropft es aus allen Löchern für ca. eine Stunde und ich habe nur Strom für eine Minute genutzt. Falls mal die Pumpe durch irgendeinen Zufall zuviel Wasser in das Becken pumpt, läuft alles über einen Überlauf direkt ins Aquarium.

Mein Wunsch war es, keine Folie hinter die Aqarienscheibe zu kleben, sondern eine Rückwand in das Aquarium zu bauen und gleichzeitig die Verrohrung zu verstecken. Kostenpunkt für eine passende Rückwand liegt etwa bei 100€ bis voll teuer. So wurden mal wieder die kleinen grauen Zellen verwendet…seltenerweise.

Als Grundgerüst wurden zwei Hasendrahtgeflechte angepasst. Auch hier nicht aus einen Stück, da es sonst eine Überraschung beim Einbauen geben würde. Nachdem der Hasendraht verbeult ist, wird eine Glasfasermatte mit Epoxidharz bestrichen und von beiden Seiten auf den Hasendraht mit dem Pinsel eingearbeitet. Wenn die Rückwand nun getrocknet ist, wird sie weiter mit Harz versiegelt. Vor der letzten Schicht habe ich ein Gemisch aus Sand und Abdeckfarbe auf die Rückwand aufgetragen. Man kann auch ein Pulver kaufen, dass man in die letzte Schicht Epoxitharz mit hinein gibt. Ist halt eine Kostenfrage. Fertig getrocknet sieht man auf dem Bild eine fertige Seite und eine Seite vor der letzten Schicht. Wer ganz sicher gehen will, streicht jetzt noch eine Schicht über die Farbe, damit sich wirklich nichts auflösen kann.

Direkt über dem Aquarium habe ich an der kompletten Front einen 4cm breiten Luftschlitz gelassen. Durch diesen Spalt kann die kühlere Luft in das Paludarium reinziehen, erwärmt sich, steigt nach oben und verlässt das Paludarium durch die an der Decke befindlichen Luftschlitze. Jede Öffnung wurde mit einer Metallgaze verschlossen, um den kleinen Fliegen, die später als Nahrung für die Frösche dienen, nicht das Paludarium verlassen können. Auf diesem neuen Rahmen kann ich nun endlich die U-Profile für die Glasscheiben montieren.

Mann kann hier auch schön erkennen, wie ich die zusätzliche Beleuchtung für das Aquarium versteckt habe. Sie befindet sich nämlich unter dem gekanteten Aluprofil. Es ist eine 36W T5 Compact.

Um soviel Volumen wie möglich nutzen zu können, baue ich mir einen künstlichen Ast aus normalen 40mm Abflussrohr. Ob das jetzt wirklich eine günstige und einfache Lösung ist, bin ich mir selber nicht so sicher. Wer zufällig solche Winkel zu hause im Keller hat, spart schon ne Menge Geld, da ein Winkel ca. 65 cent im Baumarkt kostet.

Die Wunschform des Astes ist nun mit Schrauben in den Verbindungsstücken fixiert. Mit einem Gasbrenner schmelze ich die Plätze für die Bepflanzung stinkenderweise rein. Wer vorher mit einem großen Bohrer oder Kreisschneider vorarbeitet, erspart sich ne Menge Gestank und giftigen Gasen.

Nach dem stinkenden Akt habe ich um den ganzen Ast Kokosfasenband herum gewickelt. Wer gut schätzen kann der kauft sich sofort 78m Kokosband und nicht wie ich, der dreimal zum Baumarkt fahren muss, weil das Kokosband schon wieder alle ist. Das Band gibt es soweit ich weiss in 20m Stücken und kostet etwa 2-3€. Da der Ast nun noch etwas künstlich dahin gestellt aussieht, habe ich ihn mit PVC-Kleber bestrichen und eine Mischung aus Trof und Xaxim drauf gestreut. So sieht er dann aus, wie die Rückwand (im nächsten Bild zusehen).

Der Blickfang im Aquarium sollen zwei ineinander greifende Mangrovenwurzeln werden, die vor dem Einsetzten der Fische erst mal 4-6 Wochen lang Wässern müssen. In dieser Zeit geben die Wurzeln einen Gärstoff ab, der den PH-Wert in Richtung Säure ( von ca. 7,5 nach 6,3 PH ) bewegt. Hinzu kommt eine starke Trübung des Wasser dazu. Ich habe jede Woche einen kompletten Wasserwechsel gemacht und das, halt mich fest … zehn Wochen lang. Und das schlimme war, die Wurzeln wollten einfach nicht unter gehen. Tja, so etwas kann schon mal vorkommen. Bei manchen Wurzel geht es schnell ( 4 Wochen ) und bei meinen halt nicht. Ich war es dann leid und habe die einfach auf dem doppelten Boden festgeschraubt. Tada, und schon schwimmt nix mehr. Die Trübung des Wassers hörte dann auch endlich auf und ich konnte mich dann endlich an die Vollendung des Aquariums begeben.

Bei der Gestaltung der Verkleidung habe ich die Seiten am Aquarium mit 5mm Spanplatten verdeckt. Das Aluprofil, welches ich oben am Aquarium befestigt habe, wurde mit einer dünnen Schicht flexiblen Fliesenkleber eingestrichen, damit die Riemchen auch Halt finden. Die weißen Riemchen sind aus dem Baumarkt und kosten ca. 10-15€ pro m². Das schöne an diesen Riemchen ist, dass man sie um die Ecke kleben kann. Man kann einen speziellen Kleber für die Riemchen nehmen, jedoch ist ein flexibler Fliesenkleber weit aus günstiger. Die Seitenteile sind in der Fuge verschraubt und jeder Zeit abbaubar. In der Mitte wurden vier Magnethalterungen verwendet, die auch z.B. in Küchenschränken eingebaut sind. So kann ich schnellstens an die Filter ran ohne größeren Aufwand.

Bei ebay habe ich ein schönes Schnäppchen gemacht. Ein dreifach Ultraschallnebler für nur 21€. Dieser Nebler hat genug Power um meinen Regenwald im Dunst untergehen zu lassen. Über drei Membrane wird das Wasser so fein zerstäubt, das es durch die warme Luft aufsteigt und sich im ganzen Paludarium verteilt. Wenn dann noch die Regenanlage hinzu kommt wird es so richtig nass. Über eine Hochdruckpumpe (Schwingankerpumpe,7bar) wird das Wasser durch kleine Neusilberldüsen oder auch Kunststoffdüsen zerstäubt.

Nebel gibt es Morgens und Abends für 30 Minuten. Bei der Beregnung bin ich noch am testen. Ob 3 x 5 Minuten pro Tag zu viel oder zu wenig ist, kann ich noch nicht beurteilen. Das werden mir die Moose schon verraten.

So sieht es aus, wenn ich den Nebel für 5 Sekunden anschalte. Der 3-fach Nebel ist echt gut und in Verbindung mit der Regenanlage wird es so richtig gemütlich. Da sich die Aquariumbeleuchtung auf Wasserniveau befindet, reißt sich, durch die aufsteigende warme Luft, der Nebel mit nach oben und verteilt sich im ganzen Paludarium.

Nach etwas hin und her habe ich mich für eine neue Position des Astes entschieden. An der rechten Seite stört er nicht mehr und die Pflanzen können in Ruhe wachsen ohne, dass ich den Ast bei Arbeiten im Aquarium herausnehmen muss. Ein paar Pflanzen habe ich schon mit grünen Bindedraht befestigt. Der Ast selber ist auch nur mit Draht an der Rückwand verbunden.

Ich probiere erst mal ein paar Pflanzen aus, bevor ich Mengen von Pflanzen wegen kleinen Fehlern zerstöre. Bis die Wasserwerte stimmen und ich mir sicher bin, wie die Beleuchtung bleibt, habe ich erst mal Mooskugeln, Javamoos, zwei Graspflanzen und sechs schmal blättrige Schwertpflanzen eingesetzt. Mein Ziel ist es, die Mangrovenwurzel komplett mit Javamoos überwachsen zu lassen, den Boden komplett mit Hemianthus callistrichoides (Zwergperl-Kraut) belegen und im Hintergrund der Wand entlang, dünn blättrige Schwertpflanzen zu besiedeln. Ob das klappt ?

Aus unserem kleinen aber guten Aquariumladen hane ich mir etwa 250ml Javamoos besorgt und versucht sie irgendwie an die Wurzel zu bekommen. Da leider schon Wasser im Aquarium war und ich es auch nicht mehr ablassen konnte, waren die nächsten zwei Stunden mal wieder eine schöne Nachmittagsbeschäftigung. Als erstes habe ich das Javamoos in viele kleine Fetzen zerteilt. Mit einer Angelschnur (0,4mm) habe ich dann Stück für Stück das Javamoos auf der Wurzel verteilt. Es sieht jetzt zwar aus, als ob man krampfhaft versucht eine Pflanze zu kultivieren, aber mit den Monaten wird sich das Moos in die Wurzel verankern und die Schnur wird so nicht mehr sichtbar sein. Leider war dies die letzten Reserven des Aquarienhändlers und eine Fortsetzung auf der anderen Seite der Wurzel, ist bis auf weiteres verschoben.

Das Javamoos ist gut angewachsen und ich muss es jetzt schon alle zwei Wochen zurück schneiden, sonst wuchert mir alle zu.

Das Ergebnis nach 1,5 Jahren…

 

 Das war ein Baubericht aus dem Jahr 2004.

Kleines Paludarium