Formicarium

Bau eines Formicariums

Ein Formicarium ist ein ausbruchsicheres Terrarium für Ameisen. Da Ameisen an Glaswänden hoch laufen können, muss man sein Augenmerk sehr gut auf die Dichtigkeit des Behälters legen. Mit dicht meine ich natürlich nicht luftdicht sondern einfach nur ausbruchsicher. Ich denke, keiner möchte abends eine Bulldoggenameise auf dem Arm krabbeln haben. Zumal der Schreck vor dieser Begegnung, dem Stich dieser Ameise wohl nachsteht. Er ist vergleichbar mit dem Stich einer Biene. Bei manchen Menschen kann dieses Gift natürlich auch allergische Reaktionen hervorrufen und deshalb sollte man immer Respekt vor diesen Tieren haben und kein Streichelzoo eröffnen!

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Wenn man Ameisen halten möchte, sollte man natürlich wie bei allen Pfleglingen, sich erst mal genaue Informationen über diese Tiere besorgen und sich mit dem Aufwand zur Haltungvertraut machen. Im Grunde ist diese Haltung recht unproblematisch, wenn man vorher so viele Faktoren wie möglich berücksichtigt. Zum einen wäre da, dass beim Kauf einer Königin mit vielleicht 1-5 Arbeiterinnen die Größe der Kolonie noch lange nicht das Maximum erreicht hat. Es gibt Arten, wo eine Königin tausende von Nachkommen zeugt. Also, die Art genau unter die Lupe nehmen und eine Bestandsvergrößerung bedenken! Die Maßnahme, die man hierfür treffen kann ist folgende. Grundsätzlich empfehle ich immer Glasbehälter für die Zucht von allen möglichen Tieren. In einer der Scheiben sollte man vorher ein Loch bohren (spezielle Glasbohrer) und es mit einem Gummistopfen oder etwas Silikon wieder verschließen.

Es gibt auch Rohrverbinder oder Kabeltüllen, die man für eine Verbindung in ein neues Formicarium verwenden kann.Man muss nur die richtige Lochgröße wählen. Ist erst mal ein Loch in der Scheibe, ist es extrem schwer dieses zu vergrößern. Grundlegend sollte man die Größe des Beckens am Anfang nicht zu klein wählen. Ich habe mich für ein 30cmx30cmx60cm Aquariumbecken entschieden. Dies sollte für die ersten Monate reichen. Wird die Kolonie zu groß, kann ich in Ruhe ein zweites Becken vorbereiten und sie durch die
Löcher in den Seitenscheiben mit einem Silikonschlauch verbinden. [Ganz besonders spektakulär sieht dies bei Blattschneiderameisen (z.B. Atta colombica oder Atta cephalotes) aus. Da sie immer auf Achse sind und kleine Blattstücke durch die Schläuche tragen. Mit Ihren Schneidwerkzeugen zerlegen sie die Blätter in Stücke und transportieren sie zum Pilz. Es sind nicht die Blätter, wovon sich diese Ameisenart ernährt, sondern ein speziell gezüchteter Pilz, der durch den Zersetzungsprozess der Blätter entsteht.

Damit die Ameisen nicht doch irgendwie aus dem Becken flüchten, habe ich rundherum einen Steg ins Becken geklebt und ihn mit Talcum oder Paraffinöl bedeckt. Sollte jetzt mal eine Ameise auf Entdeckungstour gehen, rutscht sie Kopfüber an dieser Kante ab. Beide Produkte bekommt man in der Apotheke. Sollte aus irgendeinem Grund doch mal eine Ameise auf den Steg gelangen, hindert sie ein Kunststoffdeckel vor dem Ausbrechen. Dieser ist bei vielen Aquarien schon dabei. Man muss nur leichte Veränderungen am Deckel vornehmen, damit dieser dann auch noch die letzte Chance zum Ausbruch verhindert. Aquariendeckel sind so gebaut, dass kein Wasser, oder nur wenig Wasser verdunstet. Dies bedeutet, das wir so auch eine schlechte Luftzirkulation im Becken haben werden. Die Fütterungsklappe ist der optimale Ort, wo man einfach eine Gaze einkleben kann und schon ist die Luftzufuhr gewährleistet. Eine leichte Zirkulation ist besonders wichtig, heiße Stickluft muss ja irgendwie aus dem Becken raus. Im weiten Verlauf wird sich schnell ein weiters Problem aufbauen, da irgendwann einmal Jungkönigen nachgezüchtet werden und diese Flügel haben, hier macht es besonders Sinn, so ein Becken rundherum abzudichten. Hinten an den Deckeln sind oft Kabeldurchbrüche, diese habe ich einfach mit einem Aluminiumdrahtgeflecht versehen. Einfach mit Silikon oder einer Heißklebepistole fixieren, fertig. Jetzt ist nur noch die Auflagefläche an der Glaskante zur Drahtgaze ein Spalt offen, dort habe ich einfach eine Silikonnaht gezogen. Das schöne an den Deckeln ist, dass sie an den Kanten die oberen 3 cm des Aquariums verdecken und somit sieht man auch den relativ unschönen Steg nicht mehr.

Die Fütterungsklappe vom Aquariumdeckel habe ich gegen eine Plexiglasscheibe ausgetauscht, die mit einer Aluminiumgaze aus dem Baumarkt versehen ist. Durch diese Lüftung kommt genug Frischluft in das Becken. Ich habe noch eine zusätzliche Wärmequelle in das Becken gebaut, da die Leuchtstoffröhre mit 15W nicht wirklich viel an Wärme abstrahlt. Der zusätzliche Strahler ist ein Osram Halopar 16 Alu Superstar und hat eine Leistungsaufnahme von 20W. Dies sind spezielle 230V Strahler, die erstens eine geringer Bauhöhe wie Glühlampen haben und meiner Meinung die Wärme besser auf den Punkt bringen.Der Sockel dieser Leuchtmittel ist nicht wie bei einer Glühlampe E14 oder E23, sondern ein GU10 mit Keramikfassung. Hört sich vielleicht teuer an, ist es aber nicht. Die Fassung kostet ca 3,- € und das Leuchtmittel ca. 5,- im Baumarkt. Es ist einfach alles schöner anzusehen. Bei allen Strahlern, die man als zusätzliche Wärmequelle nutzt, muss man besonders auf die aufsteigende Hitze achten. Kunststoff kann da schnell mal schmelzen und im schlimmsten Fall, kann es sogar zum Brand kommen. Also, ACHTUNG beim Einbau und wenn es geht, über dem Leuchtmittel vielleicht eine Entlüftung platzieren.

Als Nest kann man verschiedene Materialien benutzen. Man kann Nester aus z.B. Gips, Ytong oder Holz erstellen. Ich habe mich für Ytong entschieden, da dieses Material sehr leicht zu bearbeiten ist, sehr günstig im Baumarkt angeboten wird und man so ziemlich alles machen kann, was die Fantasie hergibt. Im Baumarkt werden verschiedene Größen angeboten. Ich habe mir einen 10cm x 20cm x 60cm Stein mitgenommen. Ich glaube der Preis dafür war etwa 1,50€, nicht gerade der finanzielle Ruin. Dieser Stein lässt sich ganz einfach mit einer Eisensäge oder Holzsäge bearbeiten. Er zerbröselt quasi in ganz feine Staubteilchen, deswegen sollte man die Bearbeitung eines solchen Steines besser draußen machen. Ich habe mir überlegt, dass ich den Ytong in zwei große Teile (28cm / 32cm) zerlege und das Nest
schon recht überdimensional auslege. Ich stelle aber den Ameisen am Anfang noch nicht das ganze Nest zur Verfügung, aber dazu später mehr. Die weitere Vorgehensweise ist ganz einfach. Mit einem Bleistift zeichnet man sich die Gänge direkt auf den Stein.

 Hat man das Design fertig kommt es endlich zu Tätigkeiten, die einen die Vorfreude ansteigen lässt. Mit einem Metallbohrer mache ich die Vorarbeit. Alle Gänge werden grob ausgebohrt, etwa 3cm tiefe Löcher. Mit einem kleinen Hammer zerlege ich die so entstandenen vielen kleinen Stege und höhle mit einem Dremel (kleiner Fräser) die Struktur der Gänge aus. Nach der Bearbeitung sollte man den Stein gut mit Wasser abspülen. Dies ist der einzige Weg, um den hartnäckigen Staub aus den Poren zu bekommen. Damit die fleißigen Ameisen nicht überall Ihren Sand verstreuen, oder sogar mal eine Larve in einen Zwischenraum zwischen Beckenscheibe und Ytong rutscht, verschraube ich aus Plexiglasresten einen Deckel auf die Gänge. Ich verwende hierfür 4mm Dübel, da ich ein verkleben nicht als ansehnlich oder sogar sicher halte.

Mit ungiftiger Farbe habe ich mich dazu durchgedrungen, den Ytong zu bemalen. Den Ameisen ist es wohl egal, wie das neue Heim aussieht, aber für den Betrachter macht es vielleicht einen etwas schöneres Gesamtbild. Man sollte hier aber auch bedenken, das Kleber, Farben oder andere künstliche Stoffe den Tieren nicht gerade das Leben verbessert, eher eine Verkürzung könnte im schlimmsten Fall eintreten. Für die erste Sichtung des Nestes kann man sich schon leicht vorstellen, dass das fertige Heim später die Ameisen auch annehmen.

Um den Ameisen nicht das ganze Nest von Anfang an zu präsentieren, habe ich aus einer dünnen Kunststofffolie einen Streifen heraus geschnitten und in die Trennung der zwei Ytongsteine geschoben. Somit ist der Gang zum weiten Stein vorerst verschlossen. Wenn genug Nachkommen geschlüpft sind, öffne ich den zweiten Stein einfach durch herausziehen der Folie und das Nest ist mehr als verdoppelt.

 Um die Feuchtigkeit im Nest zu regulieren, werden später noch kleine Bohrungen bis knapp an die Gangenden gebohrt, um somit über einen dünnen Schlauch Wasser zum Nest zu drücken. Im Schlauch selber befindet sich Watte, damit das Wasser nicht zu schnell in den Ytong abgegeben wird. Die beiden Ytongsteine habe ich mit zwei kleinen Punkten Silikon am Beckenboden fixiert. Wäre zu doof, wenn man das Becken mal versetzen muss und diese recht schweren Steine im Becken verrutschen. Die erste untere Sand/Lehmschicht habe ich jetzt ins Becken gefüllt und befeuchtet. Durch das befeuchten wird der Boden steinhart und verhindert (mal wieder Daumen gedrückt), dass die Ameisen beim Einzug ins neue Heim sich selber einen schönen Bau graben. Ich hatte noch rotes Lehmpulver übrig und dachte mir, als unterste Schicht reicht das aus. Als zweite schicht werden ich eine gelblichen Ton wählen, um einen besseren Kontrast zwischen Sand und Ameise zu bekommen. Rote Ameisen auf rotem Untergrund wäre für Fotos z.B. nicht vom Vorteil. Auf dem Bild (oben) sieht man jetzt auch den Anschluss für ein weiteres Becken und den Steg.

  

Auf dem Bilder sieht man jetzt links die erste Schicht mit roten Lehmsand und auf dem mittlerem Bild roten Lehmsand jedoch mit weniger Lehmanteil. Auch der Eingang zum Nest auf dem linken Teil der Bilder hat sich jetzt etwas verändert. Ich habe vor der zweiten Schicht ein Stück Papier in das Loch gestopft und rundherum Lehmsand aufgehäuft. Durch die Zugabe von Wasser, verhärtet der Lehm und wenn man jetzt das Papier vorsichtig herauszieht, bleibt ein „fast“ natürlicher Eingang zurück. Im mittlerem Bild sieht man zusätzlich noch eine schwarze Kordel zwischen Ytong und Beckenscheibe. Sie soll verhindern, dass Sand in die Zwischenräume rieselt. Auf die Kordel habe ich auch etwas Lehmsand gestreut und mit Wasser befeuchtet. Das Formicarium ist jetzt fast bezugsfertig. Ich werde noch vorher ein paar Temperaturmessungen machen und testen, wie viel Wasser benötigt wird, um an den zwei Stellen im Nest eine ganz leichte Feuchtigkeit zu bekommen.